Expertinnen rund um die Schwangerschaft

Seit Jahrhunderten unterstützen Hebammen werdende Mütter bei der Geburt, jetzt brauchen sie selber Hilfe. Ihre wirtschaftliche Lage ist weiterhin schwierig, auch wenn sie kürzlich ein wenig verbessert wurde.
Rund 5.000 Euro müssen selbstständige Geburtshelferinnen mittlerweile im Jahr für ihre Berufshaftpflicht zahlen, etwa viermal so viel wie noch vor zehn Jahren. Viele freiberufliche Hebammen können sich diese Versicherungsprämien nicht mehr leisten und haben ihren Beruf bereits aufgegeben. Hinzu kommt, dass kaum noch Versicherer bereit sind, Hebammen abzusichern – doch ohne Haftpflichtversicherung dürfen sie nicht arbeiten. Für eine leichte Entspannung sorgten jetzt die gesetzlichen Krankenkassen. Sie zahlen den freiberuflichen Hebammen in diesem Jahr insgesamt 2,6 Millionen Euro zusätzlich, damit diese die gestiegenen Haftpflichtprämien bezahlen können. Die Hebammen-Verbände fordern aber nach wie vor eine dauerhafte Lösung. Viel Verständnis für seine wirtschaftlichen Sorgen erntet der Berufsstand in der Bevölkerung. Für viele Familien und speziell Frauen ist die Hebamme eine wichtige Ansprechpartnerin und Vertrauensperson, auf die sie während und nach der Schwangerschaft nicht verzichten wollen.

Die Leistungen der Hebammen

Die Leistungen der Hebammen umfassen dabei weit mehr als reine Geburtshilfe. Schon mit Beginn der Schwangerschaft können Frauen ihre Hilfe in Anspruch nehmen, zum Beispiel wenn es um die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen geht. Die kann ein Gynäkologe, eine Hebamme oder beide im Wechsel durchführen. Während beim Arzt eher medizinische Fragen im Vordergrund stehen, sehen Hebammen die Schwangere selbst als Expertin, sagt Renate Egelkraut, Vorsitzende des NRW-Landesverbandes der Hebammen. „Wir bestärken die Frauen und ermutigen sie, auf ihren eigenen Körper und das Baby zu hören.“ Bei Problemen stehen die Hebammen mit Rat und Tat zur Seite, egal ob es sich um typische Schwangerschaftsbeschwerden handelt, Fragen rund um die Babyausstattung oder Existenzsorgen und Partnerprobleme, so Egelkraut: „Als Hebamme bin ich mit allen Sorgen und Nöten, Hochs und Tiefs vertraut, die in den Phasen einer Schwangerschaft auftauchen.“

Anspruch auf Hebammen

Nach der Geburt haben Mutter und Neugeborenes bis zu acht Wochen Anspruch auf Hebammenhilfe. Fachkundige Unterstützung ist in dieser Zeit besonders wichtig. Wie stille ich mein Kind? Nimmt es ausreichend zu? Was tun bei Schreiattacken oder Blähungen? Eine Hebamme hilft der jungen Mutter, in ihre neue Rolle hineinzuwachsen und unterstützt sie auf vielfältige Weise: Sie berät bei der Kinderpflege und Ernährung, überwacht die Heilung der Nabelwunde, kontrolliert bei der Mutter die Rückbildung der Gebärmutter, die Wundnaht und unterstützt sie auch in depressiven Phasen, denn Stimmungsschwankungen und Ängste sind nach einer Geburt völlig normal. Ebenso bieten Hebammen Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse an. Diese umfassende Versorgung sehen viele Familien in Gefahr und fordern ihr Recht auf Hebammenhilfe und freie Wahl des Geburtsortes ein – mit Protestbriefen, Demonstrationen und Online-Petitionen. Das durch die nun beschlossene Maßnahme nur vorübergehend etwas entschärfte Haftpflicht-Problem betrifft dabei nicht nur außerklinisch tätige Hebammen, sondern auch Belegabteilungen und kleinere geburtshilfliche Abteilungen, betont Renate Egelkraut.
Auch die meisten fest angestellten Hebammen schließen eine Zusatzversicherung ab. Kippt das System, stehen auch sie möglicherweise ohne Versicherung da. Für Renate Egelkraut und ihre Kolleginnen ist es darum höchste Zeit, eine grundsätzliche Lösung zu finden und darüber nachzudenken, wie Eltern unterstützt werden können, wenn bei der Geburt tatsächlich ein Fehler passiert. Eins aber könne nicht sein: Die Risiken, die eine Geburt mit sich bringt, allein auf die Schultern der Hebammen abzuwälzen.

Wo und wie Kinder geboren werden … ... zu Hause, im Geburtshaus oder in der Klinik – Frauen sollen frei wählen können, wo sie ihr Kind zur Welt bringen, fordern Hebammenverbände und Eltern. In Deutschland werden knapp zwei Prozent der Babys außerklinisch geboren, die anderen erblicken das Licht der Welt im Krankenhaus. In den Kliniken steigt dabei seit Jahren die Kaiserschnitt-Rate. Etwa ein Drittel der Kinder wird „per Sectio“ zur Welt gebracht.

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