„Ich schaff das schon!“ – Was Kinder stark macht

Eltern können ihren Nachwuchs nicht vor allen Belastungen und Anfeindungen im Leben schützen. Aber sie können ihre Kinder so stark machen, dass sie auch schwierige Situationen gut meistern und nicht daran zerbrechen.

Wie kommt es, dass einige Menschen schon bei kleinen Problemen verzweifeln und andere trotz schwerer Schicksalsschläge ihren Mut und ihre Zuversicht nicht verlieren? Wissenschaftler bezeichnen dies als Resilienz. Diese „seelische Widerstandskraft“ schützt Menschen in Krisen und sorgt dafür, dass sie trotz widriger Lebensumstände gesund bleiben. Ähnlich wie das körperliche Immunsystem trainiert werden kann, können Eltern auch die seelischen Abwehrkräfte ihrer Kinder fördern, sagt Prof. Klaus Fröhlich-Gildhoff vom Zentrum für Kinder und Jugendforschung in Freiburg. „Es gibt eine Reihe von Faktoren, die Resilienz stärken.“

Wie kann Resilienz gestärkt werden?

Das Wichtigste ist eine stabile, zuverlässige Beziehung zu einer erwachsenen Person. „Kinder müssen wissen: Es ist jemand für mich da, auf den ich mich immer verlassen kann.“ Im Idealfall sind das die Eltern, aber auch Großeltern, Tanten, Onkel oder Erzieherinnen können diese Rolle übernehmen. Entscheidend sei, dass der Erwachsene einfühlsam auf das Kind eingeht, gleichzeitig aber auch Grenzen setzt und Orientierung bietet. Dadurch erfahren Kinder Sicherheit und Halt, was wiederum ihre innere Stabilität fördert. Überbehütung und Überforderung seien dagegen schädlich, warnt Prof. Fröhlich-Gildhoff. „Für Kinder ist es enorm wichtig, Herausforderungen selbst zu bewältigen und zu merken: Ich schaff das schon.“ Egal ob Schuhe anziehen, auf einen Stuhl klettern oder das Brot selbst schmieren – wenn Eltern ihren Kindern alles abnehmen, können sie kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln. Eltern können ihren Nachwuchs nicht vor allen Belastungen und Anfeindungen im Leben schützen. Aber sie können ihre Kinder so stark machen, dass sie auch schwierige Situationen gut meistern und nicht daran zerbrechen. Für eine gesunde Entwicklung ist es aber unerlässlich, dass Kinder erleben: Ich kann das, ich schaffe etwas. Das fördert, was Psychologen „Selbstwirksamkeit“ nennen – also das Wissen, Anforderungen meistern zu können. Kinder können außerdem eigene Gefühle gut erkennen und kontrollieren, sie schätzen andere Personen und Situationen realistisch ein, können mit Stress umgehen, kennen ihre eigenen Grenzen, Stärken und Fähigkeiten und haben Strategien, um Probleme zu lösen. Für die Erziehungspraxis ergeben sich daraus einige Empfehlungen. „Resilienz fördern heißt, Kinder ernst nehmen, sie wertschätzen und loben“, betont Prof. FröhlichGildhoff.

Auch sei es wichtig, dass Kinder Gefühle zulassen dürfen, Freude genauso wie Wut, Schmerz und Trauer. Ein einfaches Beispiel: Ein Kind fällt hin und weint. „Wenn Eltern dann selbst in Panik geraten und übertrieben reagieren, hilft das dem Kind genauso wenig wie die Ansage: Nun stell dich nicht so an!“. Durch eine Bezugsperson, die das Kind tröstet, Verständnis zeigt und die Situation spiegelt, kann das Kind dagegen in Kontakt zu seinen Gefühlen kommen – und sich dann auch beruhigen. Wenn Eltern unsicher sind oder Rat suchen, haben sich Elternkurse bewährt, zum Beispiel „Starke Eltern - starke Kinder“ vom Deutschen Kinderschutzbund. Denn Kinder profitieren am meisten von Eltern, die selbst sozial kompetent und stark sind.

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