OP? – Lieber nicht übers Knie brechen

Das Knie ist ein kompliziertes System aus Bändern, Muskeln, Knochen und Knorpeln. Es muss einige Belastungen aushalten. Wenn das Knie Probleme macht, raten Orthopäden schnell zu einer Operation.
Zu schnell, meinen Kritiker, und halten die Hälfte der Gelenkspiegelungen und ein Drittel der Knieersatz-OPs für unbegründet. Das macht über 300.000 sinnlose Knie-Operationen im Jahr. Erschwerend kommt hinzu: Bis zu 20 Prozent der Patienten sind mit dem Ergebnis der Operation nicht zufrieden. Ihr Knie schmerzt danach weiterhin, ist entzündet, unbeweglich.

Ein Blick in die jüngste Gesundheitsstudie der OECD zeigt: In Deutschland werden fast doppelt so viele künstliche Gelenke eingesetzt wie im Länder-Durchschnitt. Die Bertelsmann Stiftung kommt zu ähnlichen Ergebnissen, wobei sie das Thema Operationen in ihrem regelmäßig durchgeführten „Faktencheck Gesundheit“ umfassend betrachtet. Ihre Feststellung: In einigen Gegenden werden bestimmte Operationen bis zu acht Mal häufiger durchgeführt als anderswo. Auch beim Einsatz von künstlichen Kniegelenken unterscheidet sich die Operationshäufigkeit zwischen den Regionen um das Zwei- bis Dreifache. „Offensichtlich spielen hier andere Faktoren eine Rolle als nur die medizinische Notwendigkeit“, schlussfolgert Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Alternativen zur Op

Die Alternativen zur Operation sind zum Beispiel Krankengymnastik oder auch entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente. Wichtig ist, dass Patienten mit beginnendem Verschleiß nicht die Hände in den Schoß legen und sich dem Schicksal ergeben, sagen die Experten. Der Körper funktioniert nicht wie ein technisches Gerät: Je weniger ich es benutze, desto länger hält es. Im Gegenteil: Je länger ich mich bewege, desto gesünder bleiben meine Knochen und Gelenke. Bewegung spült Gelenkflüssigkeit in den Gelenkspalt. Regelmäßige Belastung festigt außerdem die Knochen. Und: Eine gut entwickelte Muskulatur umhüllt das Gelenk wie ein schützendes Korsett. Gelingt es Knie-Geplagten, die Operation einige Zeit aufzuschieben, ist das in jedem Fall ein Gewinn, denn keine Prothese hält ewig.

Nach 10 bis 15 Jahren ist ein Wechsel fällig. Prof. Karl-Dieter Heller, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Herzogin-Elisabeth-Hospital in Braunschweig, plädiert deshalb dafür, Kunstgelenk-Operationen nicht übers Knie zu brechen. „Ich schicke jeden dritten Patienten, der zur Operation kommt, erst mal wieder weg“, sagt er. Drei Kriterien müssen aus seiner Sicht zusammenkommen, bevor eine Operation ratsam ist: hoher Leidensdruck, deutlich eingeschränkte Beweglichkeit und ein diagnostischer Beweis, dass der Gelenkverschleiß tatsächlich fortgeschritten ist.

Wie man Knie-Probleme vermeiden kann – hier ein paar Tipps:

• Nutzen Sie Schuhe mit flachen Absätzen, ggf. Fersenpolster.
• Bei Übergewicht abnehmen, bis Sie Ihr Normalgewicht erreicht haben.
• Vor dem Sport aufwärmen.
• Wenn Sie mit Kniearthrose Sport treiben, sollten Sie mehr walken als joggen.
• Schmerzmittel dürfen nur eine vorübergehende Problemlösung sein.
• Bei Schmerzen nicht sofort unters Messer, erst eine zweite Meinung einholen.

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