Wenn die Nacht zum Albtraum wird

Statt in der Nacht Erholung und Ruhe zu finden, wälzen sich Millionen Menschen von einer Seite auf die andere oder starren die Decke an. Dauerhafte Schlafstörungen sollten ernst genommen und behandelt werden!
Das individuelle Schlafbedürfnis ist so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Während mancher die berühmten acht Stunden benötigt, fühlen sich einige auch schon nach sechs Stunden der nächtlichen Ruhe wieder topfit. „Im Durchschnitt brauchen Erwachsene sechseinhalb Stunden Schlaf, das kann aber von Mensch zu Mensch variieren“, erklärt Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Leiter der Klinik für Neurologie am Ev. Krankenhaus Bielefeld (EvKB). Neben der Dauer kommt es besonders auch auf die Qualität des Schlafes an. Für den tatsächlichen Erholungswert ist das Durchlaufen zyklischer Schlafphasen wichtig. Tiefschlaf- und Traumschlafphasen wechseln sich dabei ab. Sie sind jeweils für die körperliche und geistige Regeneration von Bedeutung. Besonders problematisch kann es werden, wenn wir die Nacht zum „Arbeitstag“ machen, so wie es beispielsweise bei der in Sozialberufen sehr häufig vorkommenden Schichtarbeit erforderlich ist. Auf der einen Seite ist der Organismus während der Arbeit eigentlich auf Schlaf gepolt, was erhöhte Kraftanstrengungen erfordert. Auf der anderen Seite ist der Tagesschlaf kürzer und beinhaltet weniger Tiefschlafphasen, was zu erheblichen Einbußen bei der Qualität des Schlafes und der Erholung führen kann. Wenn das zum Dauerzustand wird, kann es gefährlich werden: So sind 24 Prozent der tödlichen Unfälle auf deutschen Autobahnen auf den Sekundenschlaf, das kurzzeitige Einnicken am Steuer, zurückzuführen. Wissenschaftlich belegt ist darüber hinaus, dass ein chronisches Schlafdefizit das Risiko für körperliche und seelische Erkrankungen begünstigt. Umgekehrt kann Schlafmangel auch als Folge solcher Erkrankungen auftreten. Probleme beim Schlafen sollten deshalb sehr ernst genommen werden. Insbesondere, wenn sie dauerhaft auftreten, kommt es zu Beeinträchtigungen am Tage. „Die Belastbarkeit nimmt ab und die Konzentrationsfähigkeit lässt nach. Das birgt unter Umständen ganz konkrete Gefahren, wenn der Betroffene Tätigkeiten wie Autofahren oder die Bedienung einer Maschine übernehmen muss“, so Prof. Schäbitz (s. auch Interview).

24% der tödlichen Unfälle auf deutschen Autobahnen sind auf den Sekundenschlaf, das kurzzeitige Einnicken am Steuer, zurückzuführen.

Ein gestörter Schlaf kann sich dabei ganz unterschiedlich bemerkbar machen. Oft äußert er sich in Beschwerden wie morgendliche Verspannungen und Müdigkeit. Charakteristisch ist auch das Schnarchen, was in deutschen Schlafzimmern wahrscheinlich mit am häufigsten einer erholsamen Ruhe im Wege steht. Bei den Ursachen ist die Auswahl groß, denn in der Medizin unterscheidet man heute bereits mehr als 80 Schlafstörungsvarianten. Neben der Schlaflosigkeit und der starken Müdigkeit am Tage zählt auch ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus zu den Krankheitsbildern. Darüber hinaus spielen auch altersabhängige Faktoren bei Kindern und älteren Menschen eine Rolle. Bei der Diagnose, die meist in mehreren Stufen erfolgt, ist detektivisches Gespür des Arztes gefragt. Eine tragende Rolle spielen dabei die Mithilfe und die aufmerksamen Beobachtungen des Patienten selbst. Zu Beginn skizziert der Mediziner den individuellen Ablauf des Schlafes und benennt die infrage kommenden Krankheitsbilder. Um den Verdacht zu bestätigen, wird in einem Schlaflabor genauestens überwacht und gemessen, was sich nachts im Körper abspielt. Neurologische und internistische Untersuchungen schließen sich eventuell an, wenn ein Verdacht auf organische Ursachen besteht. Wenn alle Ergebnisse vorliegen, können gesunder und gestörter Schlaf abgeglichen und die Krankheitsbilder differenziert werden. Die Therapieansätze sind so vielfältig wie die Ursachen der Schlafstörungen: Beispielsweise ist es bei den vergleichsweise oft auftretenden Ein- und Durchschlafstörungen häufig schon hilfreich, die Lebens- und Ernährungsgewohnheiten umzustellen. Chronische Störungen der Nachtruhe lassen sich mithilfe ärztlicher Beratung und entsprechenden Medikamenten, Therapien oder in einigen Fällen auch mit einer Operation behandeln.

6,5 Stunden Schlaf brauchen Erwachsene im Durchschnitt.

80 Schlafstörungsvarianten unterscheidet die Medizin heute.

So schlafen Sie besser:
• Gehen Sie erst zu Bett, wenn Sie sich wirklich müde fühlen.
• Lassen Sie Ihre Probleme vor der Schlafzimmertür.
• Setzen Sie sich beim Einschlafen nicht unter Zeitdruck.
• Lassen Sie das Schlafen während des Tages möglichst sein.
• Ihr Bett sollte bequem, die Schlafumgebung ruhig und dunkel sein.
• Ihr Schlafzimmer sollte außerdem gut gelüftet und nicht zu warm sein.
• Verzichten Sie am Abend auf stimulierende Substanzen.
• Auch Alkohol und Nikotin sind eher kontraproduktiv.
• Regelmäßig ausgeübter Sport dagegen fördert den Schlaf. Aber zu anstrengend sollte er einige Stunden vor dem Schlaf nicht mehr sein.
• Oft reicht schon ein kurzer Abendspaziergang, um runterzukommen.
• Auch ein entspannendes Bad wirkt manchmal Wunder.
• Ein voller Magen kann ebenso den Schlaf stören wie ein leerer Magen.
• Lernen Sie eine Entspannungsmethode, um Körper und Geist zu beruhigen.

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