Kleiner Piks mit großer Wirkung

Der Masernausbruch in Deutschland hat die Wogen in der Impfdiskussion wieder hochgehen lassen. Tatsache ist: Impfungen können nicht nur vor Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln (MMR), Keuchhusten oder Kinderlähmung schützen. Sie wappnen Kinder und Erwachsene auch gegen zahlreiche andere Infektionskrankheiten, darunter Tetanus, Diphtherie, Virusgrippe (Influenza) oder die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission

Auch die Immunisierung gegen Meningokokken, die eine bakterielle Hirnhautentzündung oder eine Blutvergiftung auslösen können, oder gegen Hepatitis-B-Viren, die unter Umständen zu einer chronischen Leberentzündung führen können, wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Prinzipiell liegt die Impfbereitschaft in Deutschland recht hoch. Dennoch gibt es bei einzelnen Erkrankungen noch große Impflücken. Zwar sind fast alle Kinder hierzulande gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung geimpft und auch die erste Impfung gegen MMR liegt inzwischen bundesweit über 95 Prozent. Häufig fehlt hier aber die zweite Impfung, die für einen sicheren Impfschutz unbedingt erforderlich ist.

Bei unbekanntem Impfschutz Auffrischung empfohlen

Nach den Masernausbrüchen im Frühjahr 2015, bei denen auch zahlreiche Erwachsene betroffen waren, empfehlen Experten allen nach 1970 Geborenen, ihren Impfschutz zu überprüfen bzw. die Auffrischungsimpfung gegen MMR nachzuholen. Bei vielen Erwachsenen lässt sich der Impfschutz aufgrund fehlender Dokumentation (Impfausweis) nicht sicher nachvollziehen. Es wird daher bei unbekanntem Impfstatus empfohlen, neben der Auffrischung von Tetanus und Diphtherie auch einmalig gegen Keuchhusten und gegebenenfalls auch gegen Kinderlähmung zu impfen. In Abhängigkeit von Reisegewohnheiten, Arbeitsumfeld, chronischen Erkrankungen und Wohnort sind weitere Impfungen sinnvoll, wie beispielsweise Hepatitis A und B, FSME, Meningokokken und Influenza.

Impfträgheit hat verschiedene Gründe

Eine Ursache der Impfträgheit liegt nach Annahme vieler Mediziner in der großen Wirksamkeit der Impfungen: Zahlreiche Krankheiten, die vor wenigen Generationen noch weitverbreitet und gefürchtet waren, haben ihren Schrecken verloren, da sie heute kaum noch jemand aus eigener Anschauung kennt. Hinzu kommt, dass die Ängste vor möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen der Impfungen ansteigen. Eine fatale Entwicklung, denn: Wenn die Impfrate eine bestimmte Zahl unterschreitet, können die als nicht mehr gefährlich eingeschätzten Krankheiten erneut ausbrechen. Als weitere mögliche Ursachen für eine geringe Impfbereitschaft führt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) an, dass die betreffenden Erkrankungen im Erwachsenenalter nicht als wirkliche Bedrohung wahrgenommen werden. Der Begriff „Kinderkrankheiten“ führt zu der Annahme, dass diese nur im Kindesalter gefährlich seien.

Nicht verwirren lassen

Heute werden zunehmend auch Impfungen gegen lästige, aber nicht wirklich bedrohliche Krankheiten, wie beispielsweise Rotaviren, empfohlen. Diese hochansteckenden Viren sind eine der häufigsten Ursachen für schwere Durchfallerkrankungen vor allem bei Kindern unter zwei Jahren – lebensbedrohlich sind sie aber nicht. Viele Patienten sind aufgrund der Menge der empfohlenen Impfungen sowie der unterschiedlichen Wiederholungsabstände der einzelnen Impfungen verunsichert. Zahlreiche Hausärzte haben den Eindruck, dass die Flut an Empfehlungen die Impfskepsis fördert und damit zu kritischen Lücken des Impfschutzes bei lebensbedrohlichen Erkrankungen führt. Das Thema ist also in seiner Gesamtheit nach wie vor nicht unumstritten, über wichtige Teilaspekte besteht jedoch weitestgehend Einigkeit.

Einzelheiten zu den Empfehlungen der STIKO finden Sie auf der Homepage des Robert Koch Instituts:  www.rki.de

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