Nur nicht „sauer“ werden!

Zucker, viel Fleisch, Kaffee und Stress – unser moderner Lebens- und Ernährungsstil belastet unseren Körper ganz schön und kann ihn auf Dauer sogar „sauer“ machen. Ein gestörter Säure-Basen-Haushalt gilt dabei als Ursache für viele Krankheiten.

Säuren und Basen

Sauer oder nicht – das hat nichts mit dem Geschmack von Lebensmitteln zu tun. Säure und Basen entstehen bei der Umwandlung unserer Nahrung im Körper. Süße Speisen, Zucker, Cola und Getreideprodukte bilden Säuren, ebenso Kaffee, Fleisch und Käse. Aber auch Bewegungsmangel, Überanstrengung und Stress lassen den Säurepegel steigen.

Obst und Gemüse, Kartoffeln, Kräuter und Nüsse wirken dagegen basisch. Ein gesunder Körper kann kleine Säureattacken erst einmal problemlos verkraften. Ein ausgeklügeltes Puffersystem sorgt dafür, dass die Säure-Basen-Bilanz in unserem Körper stabil bleibt, Säuren neutralisiert und zum Beispiel über den Urin ausgeschieden werden. „Eine längere Übersäuerung kann sich allerdings negativ auswirken und auf Dauer krank machen“, weiß Ernährungswissenschaftlerin Gabi Schierz aus entsprechenden Erfahrungsberichten. „Um Säuren zu binden, muss der Körper irgendwann sein Basendepot plündern und wertvolle Mineralstoffe einsetzen. Das belastet und schädigt Knochen, Bindegewebe und Muskeln.“ Zahlreiche Beschwerden können die Folge sein. Das Spektrum reicht von chronischen Erkrankungen wie Gicht und Rheuma bis hin zu eher unspezifischen Problemen. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abwehrschwäche und viele andere Beschwerden können durch eine Übersäuerung verursacht werden.

Übersäuerung vorbeugen

Die einfachste Möglichkeit, dem vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse. Wer zu einer Fleischportion reichlich Salat und Gemüse isst, sorgt ganz nebenbei dafür, dass sich Säure und Basen ausgleichen können. Auch Kartoffeln sind ein wichtiger Basenbildner und dürfen reichlich genossen werden. Trockenfrüchte können den Hunger auf Süßes stillen, Gemüsesuppen, Wasser und Kräutertees bringen ebenfalls ein Basenplus. Außerdem lohnt es sich, ein paar neue Lebensgewohnheiten in den Alltag zu integrieren. Viel Bewegung an frischer Luft, Massagen und Entspannungsübungen sorgen nicht nur für seelischen Ausgleich, sondern bringen auch den Säure-Basen-Haushalt in Balance.

„Ausgewogene Ernährung ist das A und O“

Die Ernährungswissenschaftlerin Gabi Schierz ist Geschäftsführerin der Food-Xperts GmbH in Mönchengladbach, unserem Partner beim LowFett 30-Abnehmprogramm. MENSCH befragte sie zum Säure-Basen-Thema.

Sauer macht lustig, sagt man. Ein unausgeglichener Säure-Basen-Haushalt eher nicht, oder?

Schierz: Das kann man so nicht sagen. In unserem Stoffwechsel entstehen vor allem nach dem Verzehr eiweißreicher tierischer Lebensmittel und auch von Getreideprodukten Säuren. Der Körper scheidet diesen Säureüberschuss auf verschiedenen Wegen über die Lunge, den Schweiß und die Nieren aus. Viele pflanzliche Lebensmittel neutralisieren die im Stoffwechsel anfallenden Säureanteile, denn sie enthalten reichlich basisch wirkende Mineralstoffe und Spurenelemente. Die Säuren im Obst wie Zitronensäure und Apfelsäure sind vollkommen unproblematisch, da sie im Stoffwechsel zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut werden. Dass eine längere Übersäuerung möglich ist und sich auf unseren Körper negativ auswirkt, darüber wird vielfach berichtet. Wissenschaftlich erwiesen ist das allerdings nicht.

Was sind nach Ihren Erfahrungen die wirksamsten Gegenstrategien?

Schierz: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse ist das A und O. Die Fleischportion auf dem Teller sollte kleiner sein als die Gemüse- und Kartoffelbeilage. Öfter mal einen fleisch- und wurstfreien Tag einlegen oder einfach generell auf kleinere Portionen bei diesen Produkten achten, ist auch eine gute Strategie. Wichtig ist außerdem, dass man täglich etwa zwei Liter Wasser trinkt. Das fördert die Ausscheidung der im Stoffwechsel vorkommenden Säureanteile über die Nieren. Viele Menschen legen auch immer wieder einen sogenannten Basentag ein und fühlen sich dadurch generell wohler. An diesem Tag werden keine tierischen Produkte verzehrt und auch kein Kaffee oder schwarzer Tee getrunken.

Hat die Jahreszeit Einfluss?

Schierz: Jahreszeitlich macht es keinen Unterschied, es gibt ja viele saisonale Produkte wie Kohl, Kürbis und andere Wintergemüse, die wir auch im Herbst und Winter verzehren können. Obst steht ebenfalls immer zur Verfügung.

Kann man es auch übertreiben?

Schierz: Ja. Basisch wirkende Nahrungsergänzungsmittel in Pulver- oder Tablettenform zum Beispiel sind nicht nötig. Sie nutzen nur denen, die sie verkaufen. Das ist ein Riesenmarkt geworden. Wenn man sich durch die entsprechenden Internetseiten klickt, hat man das Gefühl, dass man schwer krank wird, wenn man nicht täglich den Säuregehalt seines Urins misst. Das ist natürlich Unsinn.

Wer mehr zum Thema gesunde Ernährung wissen möchte, kann zum Beispiel den LowFett 30-Präventionskurs buchen. Er kostet 89 Euro und wird von der BKK Diakonie bezuschusst. Der Kurs dauert zwölf Wochen und startet mit einer persönlichen Ernährungsanalyse.