Wenn allmählich die Luft wegbleibt

Die Lungenkrankheit COPD macht in letzter Zeit zunehmend von sich reden. Mehrere Millionen Deutsche leiden darunter. Bis 2020 wird die COPD weltweit die dritthäufigste krankheitsbedingte Todesursache sein, sagen Experten voraus.

Die vier Buchstaben COPD stehen für die englische Bezeichnung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“ (chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die die Atemwege und das Lungengewebe betrifft. Aktuellen Statistiken zufolge leiden hierzulande etwa 13 Prozent der über 40-Jährigen an einer COPD. Man kann also getrost von einer Volkskrankheit sprechen. „Als Ursache für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle ist COPD deutlich auf dem Vormarsch“, sagt Dr. Christian Ole Feddersen, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld (EvKB). „Trotzdem ist die Lungenerkrankung noch nicht in das allgemeine Bewusstsein der Bevölkerung vorgedrungen.“

Nach Erläuterungen von Dr. Feddersen entsteht die Krankheit durch Schadstoffe, die beim Einatmen in die Lunge gelangen und dort im Laufe der Zeit chronische Entzündungen oder Schäden verursachen. Eine der Hauptursachen für die COPD ist das Rauchen. Permanente Luftverschmutzungen können ebenfalls Auslöser sein. Die typischen Symptome sind Atemnot, Husten und Auswurf. Sie werden auch als „AHA-Symptome“ bezeichnet. Müdigkeit, Fieber und ein Gefühl der Enge in der Brust sind weitere mögliche Anzeichen. „Bei Verdacht auf COPD sollte generell ein Arzt aufgesucht werden“, rät der Mediziner aus Bethel. „Man kann die Krankheit zwar nicht heilen, aber man kann eine ganze Menge tun, damit sie sich nicht weiter verschlimmert und die Atemfunktionen sich so gut es geht wieder verbessern.“ Und was ist das beste Mittel, um COPD erst gar nicht entstehen zu lassen? Dr. Feddersen: „Auf jeden Fall mit dem Rauchen aufhören oder erst gar nicht damit anfangen!“

Die BKK unterstützt dabei, denn wir bezuschussen jährlich bis zu zwei Gesundheitskurse mit 80 Prozent der Kosten, maximal 100 Euro je Kurs. Dazu zählen auch Raucherentwöhnungskurse. Zertifizierte Gesundheitskurse am Wohnort bieten z. B. Volkshochschulen, viele Sportvereine und Gesundheitszentren an.

„Man kann eine ganze Menge tun.“

Was ist COPD und was können Betroffene tun? MENSCH sprach darüber mit Privatdozent Dr. Christian Ole Feddersen, Chefarzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin im Evangelischen Krankenhaus Bielefeld.

Man begegnet dem Kürzel COPD in letzter Zeit immer häufiger. Ist die Krankheit tatsächlich auf dem Vormarsch?

Dr. Feddersen: Ja, das kann man sagen. In Deutschland sind knapp 7 Millionen Menschen erkrankt, schätzt man. Weltweit sind es etwa 210 Millionen.

Wie muss ich mir eine COPD vorstellen? Was passiert da im Körper?

Dr. Feddersen: COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, bei der sich die Atemwege entzünden und zunehmend verengen. Die Folge sind chronische verengte Bronchien und ein verminderter Sauerstofftransport. Weil die Entzündungsprozesse auch die Lungenbläschen erreichen, tritt ein Lungenemphysem (irreversible Überblähung der Lunge) hinzu.

Wodurch wird COPD ausgelöst?

Dr. Feddersen: Hauptursache ist das Rauchen. Knapp 90 Prozent der Betroffenen sind Raucher oder Exraucher. Verschmutzte Luft ist in manchen Regionen auch eine Ursache.

Also sollten Betroffene sofort mit dem Rauchen aufhören? Oder reicht es, wenn man auf leichtere Sorten umsteigt?

Dr. Feddersen: Leichtere Zigaretten sind kein wirklicher Ausweg, denn sie enthalten die gleichen Schadstoffe. Meistens werden davon mehr geraucht. Das kommt dann aufs Gleiche raus.

Was kann man sonst noch tun?

Dr. Feddersen: Man sollte auf jeden Fall zum Arzt gehen, denn es handelt sich um eine ernste Krankheit, die leider auch nicht zu heilen ist. Man kann aber eine ganze Menge tun, um eine Verschlimmerung aufzuhalten und die Atemfunktionen wieder zu verbessern. Dafür gibt es, je nach Schwere der Erkrankung, verschiedene therapeutische Ansätze. Sport und Bewegung sind natürlich auch gut. Aber dazu sollte man sich vorher medizinischen Rat holen, denn COPD-Erkrankte müssen bestimmte Dinge beachten und vor allem behutsam vorgehen.

Ausgeraucht

Rauchen ist ungesund. Wer aufhört, tut also seinem Körper etwas Gutes. Die positiven Effekte treten in der Regel sehr schnell ein. Das Herzinfarktrisiko zum Beispiel verringert sich innerhalb eines Jahres um bis zu 50 Prozent. Dass das Atmen leichter fällt, merkt man meistens sofort, denn man inhaliert ja keinen Zigarettenqualm mehr. Doch das Rauchen aufzugeben, ist nicht einfach. Hier ein paar praktische und psychologische Hilfestellungen, mit denen es funktionieren könnte:
• Legen Sie ein genaues Datum fest, an dem Sie aufhören wollen
• Räumen Sie alle Rauchutensilien weg
• Lenken Sie sich mit anderen Beschäftigungen ab
• Vermeiden Sie Situationen, die Sie fest mit dem Rauchen verbinden
• Statt die Zigarette zum Mund zu führen, nippen Sie ab und zu an einem Glas Wasser oder Saft
• Kaufen Sie sich von dem Geld, das Sie sonst für Zigaretten ausgegeben hätten, hin und wieder eine Belohnung
• Setzen Sie mit mehr Bewegung einen zusätzlichen gesunden Impuls
• Unterstützen Sie Ihre veränderte Lebensweise mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung
• Betrachten Sie Entzugserscheinungen als positives Zeichen: Ihr Körper ist auf dem besten Wege, sich von den Belastungen des Rauchens zu erholen
• Machen Sie sich jeden Tag bewusst, dass Sie sich von einer Sucht befreit haben und Zigaretten nicht mehr nötig haben
• Zur Erleichterung des Entwöhnungsprozesses kann das Nikotin aus der Zigarette durch die medikamentöse Gabe von Nikotin ersetzt werden
• Lassen Sie sich nicht beirren und bleiben Sie standhaft