Zucker – die süße Gefahr

Im Schnitt nimmt jeder Deutsche pro Jahr mehr als 34 Kilogramm Zucker zu sich. Aber im Grunde genommen brauchen wir den Stoff gar nicht, denn Kohlenhydrate aus Brot oder Nudeln sorgen für genügend Energie. Zucker liefert oft nur überflüssige Kalorien. Und krank kann er auch machen. Zucker bedeutet aber gleichzeitig Genuss, auf den wir ungern verzichten. Wie immer kommt es also auf die richtige Dosierung an.

Die Folgen des Zuckers

„Neue Studien und Daten lassen einen engen Zusammenhang zwischen dem stark gestiegenen Zuckerverzehr und der bedrohlichen Zunahme von Übergewicht und Fettsucht bei Kindern und Jugendlichen erkennen“, sagt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. In Deutschland sind heute schon 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig und über 6 Prozent fettsüchtig. Dicke Kinder haben ein hohes Risiko, an Zivilisationskrankheiten wie hohem Blutdruck, Herz- und Kreislaufleiden, Gicht oder Diabetes zu erkranken. Und Zucker schadet bekanntlich auch den Zähnen.

Werbespots für süße Lebensmittel haben einen immensen Einfluss auf Verkaufszahlen. Von den mehr als 3 Milliarden Euro, die die Nahrungsindustrie zuletzt pro Jahr für Werbung ausgegeben hat, entfiel etwa ein Viertel auf Süßwaren. Der auf diese Weise angeheizte Süßverzehr wird zum Beispiel bei Kindergeburtstagen deutlich. Die obligatorische Geburtstagstorte reicht längst nicht mehr. Eingeladene Kinder bringen fast immer auch süße Geschenke mit, und es ist in vielen Familien üblich geworden, den kleinen Gästen nach der Feier eine kleine Tüte Süßigkeiten mitzugeben.

Süßwaren, Limonaden und Knabberartikel sollten aber nicht mehr als etwa 10 Prozent zum täglichen Energiebedarf beitragen. Professor Koletzko nennt ein Beispiel: „Für ein 4 bis 6-jähriges Kind liefern eine Kugel Eiscreme und zwei Butterkekse bereits 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs“. Besondere Vorsicht gilt bei zuckerhaltigen Getränken und süßen Fruchtsäften. Viele Studien belegen einen engen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Konsum derartiger Getränke und der weltweiten Zunahme des Übergewichts. Amerikanische Kinder trinken heute doppelt so viel Softdrinks wie vor 30 Jahren. Der Anteil der Übergewichtigen oder Fettsüchtigen ist dort mittlerweile auf 70 Prozent gestiegen. Als Getränke besser geeignet sind Leitungswasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees oder Fruchtsaftschorlen (zwei Drittel Wasser). Gezuckerte Fruchtsaftgetränke und Limonaden sollten nur gelegentlich getrunken werden.

Der versteckte Zucker

In vielen abgepackten Lebensmitteln ist Zucker enthalten. Auch hinter den Namen Saccharose, Lactose, Glucose, Maltose, Dextrose und Fructose verbirgt sich Zucker. Tomatenketchup besteht zu 23 Prozent, Butterkekse zu 28 Prozent, Milchschnitte zu 28 Prozent, Nussnougatcreme zu 55 Prozent, Cola zu 11 Prozent aus Zucker. Auch vom Aufdruck „ohne Zuckerzusatz“ sollte man sich nicht in die Irre leiten lassen, warnt die Stiftung Kindergesundheit. Wenn ein Lebensmittel mit Saftkonzentraten aus Trauben und Obst oder mit Produkten aus der Stärkeverzuckerung (zum Beispiel mit Maltodextrin) oder mit Honig gesüßt ist, hat es praktisch den gleichen Gesamtzuckergehalt wie entsprechende Lebensmittel mit Fabrikzucker. Der Gehalt an Kalorien ist ebenfalls gleich und damit auch der dick machende Effekt „Dem Körper ist es ziemlich egal, ob er Zucker aus Rüben, Zuckerrohr, Mais, Trauben, Honig, Obst oder Stärke erhält.“ Prof. Berthold Koletzko

Richtiger Umgang will gelernt sein…

  • Die Stiftung Kindergesundheit hat einige Empfehlungen zum Umgang mit Süßigkeiten erarbeitet. Hier die wichtigsten:Benutzen Sie Süßigkeiten niemals als Belohnung, Druckmittel oder Strafe. Dann bekommen sie keinen übertriebenen Gefühlswert.
  • Süßigkeiten sollte man nach Möglichkeit nur einmal am Tag, am besten zu den Mahlzeiten, essen. Anschließend werden die Zähne geputzt, weil Karies vor allem von den Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten verursacht wird.
  • Erklären Sie ihrem Kind so früh wie möglich, dass süße Sachen nicht gut für die Zähne sind. Gewöhnen Sie es möglichst daran, danach die Zähne zu putzen, sich den Mund auszuspülen oder einen Apfel zu essen.
  • Nach dem abendlichen Zähneputzen darf nichts mehr gegessen werden.
  • Auch Großeltern und Tanten, Verwandte und Bekannte sollten die häuslichen Regeln zum Umgang mit Süßigkeiten kennen.
  • Legen Sie keine süßen Vorräte an. Gegen Süßhunger sind Obst und Karotten eine probate Hilfe.
  • Lassen Sie keine Süßigkeiten offen herumstehen.
  • Halten Sie sich selbst an die Regeln – wer ständig nascht, kann kein Vorbild sein.