Kraftquelle Natur

Durch grüne Baumkronen in den Himmel schauen, durchatmen und den Akku wieder aufladen – was wir subjektiv als pure Wohltat empfinden, ist auch wissenschaftlich umfangreich belegt: Natur tut Körper und Seele gut. Und das Beste: Diese Kraftquelle steht uns jederzeit zur Verfügung.

Wandern durch Wiesen und Wälder

Also nichts wie raus ins Grüne! Besonders gesundheitsfördernd ist sanfte Bewegung an der frischen Luft, und ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht das Wandern. Kein Wunder, der Sport ist einfach und unkompliziert. Festes Schuhwerk und etwas Proviant reichen, und los geht's mit drei, vier Kilometern pro Stunde durch Wiesen und Wälder. In der heutigen Zeit eine fast lächerliche Geschwindigkeit, und doch ist es gerade diese Langsamkeit, die das Wandern so erholsam macht. „Das Tempo unseres Lebens hat sich in einem Maße beschleunigt, das mit unserer sinnlichen Ausstattung kaum mehr zu bewältigen ist. Wandern gibt uns die davoneilende Zeit zurück, erlaubt Körper und Geist eine geruhsame Entfaltung ihrer Fähigkeiten“, sagt der Natursoziologe Rainer Brämer. Für ihn steht fest: Das schlichte Gehen bietet in unserer „hektischen Überzivilisation einen zeitgemäßen, vielfältigen Ausgleich für Stress, Bewegungsarmut, Naturferne und soziale Isolation.“ Das kann sogar glücklich machen, denn beim lang andauernden Gehen in der Natur schüttet der Körper vermehrt Glückshormone aus. Schritt für Schritt gewinnen wir Zufriedenheit und lassen Alltagsstress und negative Gefühle hinter uns zurück.

Jeder Schritt zählt

Dabei muss es gar nicht immer ein langer Marsch sein. Schon 3.000 Schritte täglich mehr genügen, um das Risiko für Arterienverkalkung und damit für Herzinfarkt und Schlaganfall zu reduzieren, darauf weist der Deutsche Wanderverband hin. Wer sich regelmäßig bewegt, verringert Körpergewicht und Blutdruck, verbessert Ausdauer und Leistungsfähigkeit. Um diese positive Wirkung noch zu verstärken, hat der Verband mit Wissenschaftlern das „Gesundheitswandern“ entwickelt, das sind kurze Wanderungen, kombiniert mit physiotherapeutischen Übungen, die zum Beispiel die Balance schulen, kräftigen oder die Koordination verbessern – gerade für ältere Menschen ein wichtiger Punkt, um das Sturzrisiko zu mindern. Am 15. und 16. September 2018 kann das Gesundheitswandern deutschlandweit ausprobiert werden, eine Übersicht der Aktionen gibt es auf der Seite www.gesundheitswanderfuehrer.de.

„Shinrin Yoku“ – baden in der Waldluft

Stressreduzierend und immunstärkend wirkt auch das sogenannte Waldbaden – ein Trend aus Japan, der in Deutschland immer mehr Anhänger findet. Beim Waldbaden geht es weniger um Bewegung, sondern darum, die Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen. Entschleunigung und Achtsamkeit stehen im Mittelpunkt. „Wir schlendern bewusst durch den Wald, aktivieren unsere Sinne, hören, riechen und fühlen. Das hat einen wunderbaren Effekt auf Körper, Geist und Seele“, sagt Anna Maria Schröder, die als Kursleiterin Gruppen anleitet. In Japan wird das Waldbaden – „Shinrin Yoku“, wie es dort heißt – seit den 1980er-Jahren praktiziert und erforscht. Untersuchungen zeigen: Waldbaden hilft Anspannungen und Ängste abzubauen, senkt Stresshormone und sorgt für inneres Gleichgewicht. „Es ist sogar erwiesen, dass die Waldluft unsere Killerzellen vermehrt und aktiviert“, sagt Schröder. Besondere Bedeutung haben dabei sogenannte Terpene, das sind pflanzliche Botenstoffe, die der Mensch mit der Waldluft einatmet und die unser Immunsystem stärken sollen.

Mehr Grün in der Stadt

Ein grünes Umfeld erhöht auch in Städten die Lebensqualität und hat eine positive und präventive Wirkung. Mehr Bäume in einem städtischen Quartier können zum Beispiel zu einer besseren Herz-Kreislauf-Gesundheit führen, sagen Experten, weil Menschen in einer begrünten Umgebung eher zu Fuß gehen. Professorin Claudia Hornberg von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld sieht hier noch großes Forschungspotenzial. „In Zeiten wachsender Urbanisierung und Flächenversiegelung erhöht sich der Stellenwert von Natur und Grünräumen im Sinne der Gesundheitsvorsorge sowie für die Regeneration von Körper und Psyche.“ Zudem weist die Gesundheitswissenschaftlerin auf die Funktion von Grünräumen als sozialer Begegnungsraum hin, „der insbesondere in Städten das multikulturelle Zusammenleben der Menschen regulieren und Wohlbefinden fördern kann.“

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